Koolhaas' berüchtigten Junk-Space-Essay in der deutschen Übersetzung gelesen. Schön willkürlich, subjektivistisch und nicht um Wissenschaftlichkeit bemüht. Überhaupt eine Kunst für sich: das Erlernen der Sprache der Wissenschaft. Nichts anderes ist das doch, das Studieren, das Sitzen, Hören, Schlafen in den Säälen. Und diese Ästhetisierung der Form, der Zweckmäßigkeit, die scheint mir nur bedingt haltbar. Sollte man einfach mal mit offenen Augen durch ein typisches Arbeiterviertel einer beliebigen Stadt cruisen, dann wird man merken, dass das Schlimme und Hässliche in seiner Gesamtheit doch sehr dominant ist.
Essen: einige Tomaten, vier bis fünf Frühlingszwiebeln und eine Knoblauchzehe. Die Tomaten und Frühlingszwiebeln schneiden, den Knoblauch zerdrücken und dann unter das Gemüse mischen. Dazu noch Olivenöl, ein Schuss Balsamico, etwas Pfeffer und Salz. Je nach Bedarf frische Gartenkräuter. Dazu dann dünne Spaghetti und frisches Brot. Trinken: Weißwein mit Eis und / oder Wasser mit Eis.
Schule der Reduktionisten.
[sentenzen 1, 2, 3] Das Telefon klingelt. * F. isst das mitgebrachte Eis. * Vor dem Haus steht ein Mann und sprüht etwas aus einer Flasche auf den Asphalt. * Unter der Brücke sehe ich eine Frau mit Kopftuch in den Büschen verschwinden. * Sie sucht nach etwas. * Auf der anderen Seite des Ufers steht ein nackter Mann mit wüstem Haar. * Junge Männer springen von der Brücke in den Kanal. * Am Ufer stehen Hunde und bellen die Vorbeischwimmenden an. * Ein zehnjähriges Kind steht in Badehose vor seinem Fahrrad und raucht. * Die Mülldeponie. * Auf die Frage, wieso in der Glasschale lediglich noch zwei einzeln verpackte Kondome liegen, antwortet mir der Tankwart, dass die eben viel gekauft würden.
Der Mensch als Industriepalast ist eine didaktische Darstellung des Verdauungsvorganges von der Mundhöhle bis zum Dickdarm, zu finden in vielen Schulbüchern und Lehrmitteln um die Jahrhundertwende und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Kleine Männchen drehen an Rädern, schaufeln Zucker auf Fließbänder oder drücken auf Hebel . Schicht für Schicht wird ein Ablauf nach dem anderen gezeigt, organisiert wie industrielle Fließbandarbeit, arbeitsteilig, zeitökonomisch, diszipliniert.
sinn-haft > Claudia Birnstingl > Geschichte auf verschlungenen Wegen. Zur Geschichte der Scheiße. Wirklich viel dazu gesagt wird leider nicht, mehr geht es um einen historischen Abriss des Umgangs mit dem Wissen um die Verdauung. Und bei etc.pp war irgendwann auch mal etwas zu lesen, da gings darum, dass es bei Bädern natürlich unheimlich wichtig wäre, wohin man denn beim Scheißen sehe. Ob auf ein Waschbecken, einen Park, die Badewanne usf. Ach, und: etc.pp. Kein Weblog vermisse ich mehr.
Ätzvokabel.
[the closing of the doors] Ich liege in Unterhosen auf dem Bett, esse einen Apfel, trinke Wasser, lese Die Festung der Einsamkeit und möchte nichts anderes mehr als in Unterhosen auf dem Bett liegen, Äpfel essen, Wasser trinken und lesen; bis ich schwarz werde.
Auf dem Mülleimer vor dem Imbiss liegen zwei leere Pizzaschachteln. * Die S-Bahn fährt an uns vorbei. * Die Brauerei symbolisiert den Konflikt zwischen Tradition und Moderne. * Eine Ratte läuft am Wasser entlang. * Nach dem Essen wasche ich das Geschirr. * Ein in Grün und Gelb getauchter Abend. * Ich unterhalte mich mit meinem Nachbarn, schweigend. * Die Kassenfrau zählt Leergut. * Im Bahnhof gibt ein Mann die Zugverspätung durch. * Ich sehe aus dem Fenster und denke: »Ich sehe aus dem Fenster«. * Nachts schlafe ich schlecht und habe Angst vor starken Frauen.
Die Simpsons drehen ja momentan auch völlig durch. Keine Ahnung, woran das liegt, aber ich habe den Eindruck, dass da die letzten paar Wochen eine fast avantgardistische Sendung im deutschen Fernsehen läuft, Abend für Abend. Heute bekam Marge kurzfristig Angoraphobie, nachdem sie hinter dem Quick-E-Mart von einem Mann mit einer Goofy-Ohren-Nasen-Schirmmütze auf dem Kopf überfallen wurde. Ein paar Sekunden später mutiert sie dann zur muskelbepackten, anabolikasüchtigen Powerfrau und nimmt kurzerhand Mos Bar auseinander. Sehr merkwürdig. Und gut.
Ich stecke den Schlüssel ins Schloss, drehe ihn und die Tür öffnet sich. * An einer Wand vor dem Bahnhof steht: »Ausländer raus!« * Am Himmel sehe ich Wolken und zwei Vögel. * Vor den Lastwagen sitzen zwei Männer und trinken Kaffee. * Das Wasser ist ganz Fläche und Einheit. * Ein Mann sitzt auf einer Bank vor seinem Motorrad. * Vor der Ampel wartet eine Gruppe Kinder. * Beim Bäcker kaufe ich ein Brot und Brötchen. * Die Schlange am Supermarkt ist lang. * Im Hinterhof spielen ein Junge und ein Mädchen Fussball. * Vor dem zu Bett gehen putze ich mir die Zähne.
Die Geschichtenerzähler machen weiter die Autoindustrie macht weiter die Arbeiter machen weiter.März, Introductory. Aus: Love Streams, Karaoke Kalk 2002.Die Regierungen machen weiter die Rock’n’Roll Sänger machen weiter die Preise machen weiter das Papier macht weiter.
Die Tiere und Bäume machen weiter Tag und Nacht machen weiter der Mond geht auf die Sonne geht auf die Augen gehen auf.
Türen gehen auf der Mund geht auf man spricht man macht Zeichen Zeichen an den Häuserwänden Zeichen auf der Straße Zeichen in den Maschinen die bewegt werden Bewegungen in den Zimmern durch eine Wohnung wenn niemand außer einem selbst da ist.
Wind weht altes Zeitungspapier über einen leeren, grauen Parkplatz. Wilde Gebüsche und Gras wachsen in den liegengelassenen Trümmerkutschen mitten in der Innenstadt.
Ein Bauzaun ist blau gestrichen. An den Bauzaun ist ein Schild genagelt „Plakate ankleben verboten!“.
Die Plakate, Bauzäune und Verbote machen weiter, die Fahrstühle machen weiter, die Häuser machen weiter, die Innenstadt macht weiter, die Vorstädte machen weiter.
September 2025 | ||||||
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