Auf dem Weg in meine Wohnung hörte ich noch zwei furztrockene Electro-Boogies aus Berlin, schrammelnd, krachend, sich perfekt in die Hinterhöfe und kleinen, dreckigen Straßen der hiesigen Innenstadt einpassend.
Ein Début, ein erster Roman, der erste Roman einer in Deutschland lebenden Ungarin in den Dreißigern. Kunstvoll geschrieben, vertrakte Syntax, ich fühlte mich immer auf das Schreiben als Technik verwiesen, der Satz als eine Schachtel, über die sich Mora auch auf den letzten Seiten noch einmal selbst einzwei Gedanken macht, den sie, kreischend, verurteilt. Ein Mann, Abel Nema, wird, kopfüber, scheinbar schwer verletzt, an einem Klettergerüst hängend, von anderen Menschen aufgefunden. Damit beginnt das Buch. Oder? In kunstvollen Romanen verläuft die Zeit natürlich nicht linear. Munter wird gedehnt, gerafft, zusätzlich vexiert durch Spiele mit den Namen der Protagonisten, Abel Nema ist A.N., ist ich, ist Abel, ist Abelard etc. Wozu das dient, wollte sich mir bis zum Schluss nicht erschließen. Als würde man einen Film durch Nebenhandlungen optional aufwerten, drängt sich mir als Leser der sofortige Verdacht auf, der eigentliche Plot, der oft Erzählung, dann innerer Monolog, dann Gedankenstrom wird, trage nicht über die 430 Seiten des Romans, dessen Struktur sich für mich nicht in die vielen, kleinen Teile zerlegen lässt, die uns in Form der Kapitel präsentiert werden. Was bleibt, ist ein wirres, wüstes Präludium, gefolgt von einem sehr schönen, gut zu lesenden, weil vielleicht auch meinen dieser Tage sehr konventionellen Vorlieben genügenden Mittelteil. Beschlossen wird die Geschichte von Abel (und Omar und Mercedes) von einer großen Traumsequenz, einem Drogentraum, einem Traumtraum, einem Traum des Bewusstlosen, ich weiß es nicht, jedenfalls wird dann doch noch klassisch erzählt, Mora kehrt zum Anfang zurück, schließt einen Kreis und sagt uns, was aus dem stummen, unbegreiflichen Helden geworden ist.
Mal wieder Fern gesehen: Nicht, wie mir heute jemand nahe legte, J.A.G. - Im Auftrag der Ehre, sondern Lenßen & Partner, am Nachmittag, auf dem Sofa liegend, die Wange auf ein weißes, mettwurstartig geformtes Kissen gepresst. Die cleveren Handlanger von Ingo Lenßen - es sind ein todesmutiger Mann und eine sanftmütige Frau mit Pferdeschwanz - suchen nach einem jungen Mann, dessen Homosexualität sie in der Minute vor meinem Einsc Zuschalten enthüllt haben müssen. Der Mann ist in einen Skinhead aus der rechten Szene verliebt. Es stellt sich heraus, dass er ein Verhältnis mit diesem Mann hatte, dieser sich aber aus Scham und Furcht vor seinen Skin-Kollegen von ihm abwendet. Es kommt zu einem dramatischen Showdown in einem leeren Parkhaus. Der Pferdeschwanz fährt, den jungen, liebenden Skin und Ingo Lenßen im Schlepptau, einen italienischen Wagen bis zum Oberdeck, lässt den jungen, liebenden Skin aussteigen und bewahrt somit den verzweifelten, anderen, jungen Liebenden vor dem Freitod. Die beiden Männer umarmen und küssen sich verstohlen.
Lieblings: Schnucki Puppi!
Raffiniert, praktisch: der kleine Topf aus Metall, dem kleinen Karton aus Pappe entstammend, ein mit Schwarzteeblättern gefülltes Teeei in ihm ruhend.
»Hippedi Hoppedi!«
»Air seiner Anwesenheit.«
»Hallöchen Popöchen!«
quimbo
lmd78
malo
praschl
cut1977
wasweissich
illiered
minusvisionen
Was mich daran auch, dass, nicht, denn das passiert ja jeden Tag, mit stetiger Regelmäßigkeit, aber dass, wieso eigentlich? Ich meine, ich dachte immer so, klar, in echt gibt es nur den einen großen, multiplen Blogger, das Hirn, aber jetzt sind es plötzlich viele verschiedene, sich zeigende Ichs, oder?
Ein netter Junge, sagte Erik, ein kluger Kopf, aber ein Wahnsinniger. Er denkt, er müsse sich kaputt denken. Wir sind gleich alt, zwölf Jahre in derselben Schulbank, jetzt sieh mich an, sieh ihn an. Das Haar grau und schütter, und die Kopfhaut!, die Zähne!, der ganze Körper! Der Rücken gekrümmt, ebenso die Finger, dazwischen zittert die Kippe, alle Viertelstunde wird er von einem Raucherhusten durchgeschüttelt. Jede einzelne Seite schneidet er sich wahrhaftig aus den Rippen, er wird von Seite zu Seite weniger. Wenn ihn eines Tages der Luftzug aus dem Fenster weht, wird er so zögernd und langsam segeln wie ein Blatt.
Terezia Mora: Alle Tage.
Heute Morgen.
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