Es bedarf einer gewissen Askese, einer Entfettung des Filmbilds, um diesen Nexus, der mehr als bloß eine Koinzidenz ist, inmitten der Gleichgültigkeit und Unverbundenheit all dessen, was geschieht, in seiner Unausweichlichkeit hervortreten zu lassen. Es bedarf vorallem einer äußersten Empfindlichkeit für die räumlichen Gegebenheiten, welche die Bewegungen der Körper determinieren, und es bedarf der Suspension der subjektiven, der Erlebniszeit, damit das Ereignis in die Welt einbrechen, die Gegenwart zerreißen und in eine unendliche Dauer verwandeln kann. Es bedarf einer ebenso strengen wie unauffälligen Architektur: Elephant verwandelt die Schule in eine Art Labyrinth, das weder Zentrum noch Peripherie kennt, das kein Außen hat und für das Sportplatz, Straße, privater Wohnraum ebensoviele Fortsätze sind; in ein Labyrinth unabsehbarer Gänge, die von den Körpern mit Gleichmut abgeschritten werden, und unverbundener Räume, in denen sie verschwinden, auftauchen und wieder verschwinden. Und es bedarf einer Zeitlichkeit, in der die Augenblicke ununterscheidbar werden, sich überlagern und der Betracher die Übersicht darüber verliert, was zuvor und danach, was schon und noch nicht geschehen ist.Mehr ein Aufsatz denn eine Besprechung zu Gus Van Sants Elephant. Im Kino seltsame Eindrücke des durch mich hindurchgehens, als wäre der Film leer, nicht aber im Sinne von arm, sondern im Sinne von: sich von etwas befreit habend. Keine Ahnung, was genau das meinen soll. Die Duschszene mit den zwei Jungs und das die dieses Zeug sahen und dieses Spiel auf dem Computer spielten und der eine dann ganz sanftmütig, Klavier spielend, während der andere ballert: fand ich auch irgendwie unnötig, hätte man auch noch weglassen können. Wie überhaupt natürlich, ganz poststrukturalistisch (wie ja auch der Aufsatz aus nach dem film), das, was wir nicht sehen, ganz entscheidend sein muss. Zweite Sichtung des Films steht noch aus.
Fatalismus. Fatalismus als Heilslehre. Ganz schlimm, isklar. Dennoch lässt sich dadurch vieles bequem deuten. Die Zeichen und Motive des Alltags. Dass ich einen Essay zum Thema Neurologie und Neurosemiotik lese, darüber spreche und dann durch Zufall auf einen Artikel aus einer brand eins von vor vier Jahren stosse, welcher sich entfernt mit diesem Thema auseinanderzusetzen scheint. Und das es mir nicht einmal peinlich ist, mich zu fragen, ob sich das legt, die Verwunderung über Zufälle dieser Art, mit der Zeit.
Juli 2005 | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
So. | Mo. | Di. | Mi. | Do. | Fr. | Sa. |
1 | 2 | |||||
3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 |
10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |
17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 |
24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 |
31 | ||||||
Juni | August |