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Terezia Mora: Alle Tage, Luchterhand Verlag, München 2004 Bücher-Ping-Pong [1]

Ein Début, ein erster Roman, der erste Roman einer in Deutschland lebenden Ungarin in den Dreißigern. Kunstvoll geschrieben, vertrakte Syntax, ich fühlte mich immer auf das Schreiben als Technik verwiesen, der Satz als eine Schachtel, über die sich Mora auch auf den letzten Seiten noch einmal selbst einzwei Gedanken macht, den sie, kreischend, verurteilt. Ein Mann, Abel Nema, wird, kopfüber, scheinbar schwer verletzt, an einem Klettergerüst hängend, von anderen Menschen aufgefunden. Damit beginnt das Buch. Oder? In kunstvollen Romanen verläuft die Zeit natürlich nicht linear. Munter wird gedehnt, gerafft, zusätzlich vexiert durch Spiele mit den Namen der Protagonisten, Abel Nema ist A.N., ist ich, ist Abel, ist Abelard etc. Wozu das dient, wollte sich mir bis zum Schluss nicht erschließen. Als würde man einen Film durch Nebenhandlungen optional aufwerten, drängt sich mir als Leser der sofortige Verdacht auf, der eigentliche Plot, der oft Erzählung, dann innerer Monolog, dann Gedankenstrom wird, trage nicht über die 430 Seiten des Romans, dessen Struktur sich für mich nicht in die vielen, kleinen Teile zerlegen lässt, die uns in Form der Kapitel präsentiert werden. Was bleibt, ist ein wirres, wüstes Präludium, gefolgt von einem sehr schönen, gut zu lesenden, weil vielleicht auch meinen dieser Tage sehr konventionellen Vorlieben genügenden Mittelteil. Beschlossen wird die Geschichte von Abel (und Omar und Mercedes) von einer großen Traumsequenz, einem Drogentraum, einem Traumtraum, einem Traum des Bewusstlosen, ich weiß es nicht, jedenfalls wird dann doch noch klassisch erzählt, Mora kehrt zum Anfang zurück, schließt einen Kreis und sagt uns, was aus dem stummen, unbegreiflichen Helden geworden ist.


Ihr kommentar    


am 21.04.06, 10:43  kommentierte lmd78

ein wirres, wüstes Präludium... schöner ausdruck. passt auch zum ganzen buch sehr gut, finde ich. wirr und wüst wie das leben.

mir bleibt vieles von diesem buch sehr präsent, auch nach längerer zeit noch. viele bilder, szenen, die ich vor mir ablaufen lassen kann wie einen film. abel in seiner absurd leeren wohnung hoch über den bahngleisen. der sich dauernd verläuft. der dem jungen nachläuft, der seinen computer gestohlen hat. im sprachlabor, 10 sprachen lernen. sein verstummen. eine spröde schönheit und intensität, die für mich das zugegebenerweise manchmal etwas bemüht vertrackte der erzählweise mehr als aufwiegen.

ich bin gespannt auf dein erstes buch...


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puh, und ich dachte, dass du mir den kopf abreissen würdest für diesen bescheuerten eintrag. gestern abend war ich auch kurz davor, über das buch noch mehr zu schreiben, so als nachbesprechung, die dann sehr konventionell und auch gründlicher würde. weil, was sage ich in diesen paar sätzen weiter oben denn schon über das buch? na ja, ein paar gelegenheiten werden sich mir ja mit sicherheit noch bieten, das zu üben.

wenn du mein buch noch nicht haben solltest, wird es dich die nächsten tage bestimmt erreichen, habe es parka, wie besprochen, mit auf den weg gegeben.

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