Wenn vom Ende der Vinyl-Kultur gesprochen wird, dann sollte eigentlich vom Ende des Plattenladens als Verwalter einer bestimmten Art von Tonträgern die Rede sein: in den letzten drei Wochen in drei verschiedenen Bundesländern Platten gekauft, und alle drei Läden haben kurz darauf geschlossen. Zuerst der hiesige Plattenladen für Clubmusik in Dortmund, der mir nichts, dir nichts dicht gemacht wurde, nachdem er vor einem knappen Jahr noch den Besitzer gewechselt hatte. Eine Woche später in Zürich zum ersten Mal bei P45 in der Klingenstrasse gewesen, dem wohl best sortiertesten Laden für Techno und House in der Schweiz, der zum 28. Februar den Verkauf einstellte. Im Laden wurde für wenig Geld der Backstock verramscht, es roch insgesamt ein bisschen muffig und nach alten Platten, Philip Schmassmann wirkte hinter der Theke und zwischen den vielen Plattenhaufen ein bisschen hilflos. In der darauf folgenden Woche: bei Disq Deluxe in Hannover sind die Platten umsortiert, links wird Frühjahrsputz gemacht, rechts stehen noch ein paar Neuveröffentlichungen, die oberen Regale mit den Tipps sind jedoch schon leergeräumt. Ich finde noch eine Platte und frage beim Bezahlen, wie die Lage ist: Wir schliessen in zwei Wochen. Das nostalgische, das altmodische, das hat mich an Plattenläden immer gestört. Man kommt sich beim Betreten irgendwie immer ein bisschen verschroben vor, so wie einer dieser Typen, die in einer Buchhandlung nach Eisenbahnvideos fragen. Auch bei Hardwax in Berlin ist die Atmosphäre immer eher gespannt, es ist ein bisschen zu dunkel, die Verkäufer ein bisschen zu unfreundlich. Wie muss also ein guter, schöner Plattenladen aussehen?
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